Heute stand eine kleine Weltreise an: Es ging wieder nach Chicago, Philadelphia, New York City oder sogar erstmals nach Paris. Dabei habe ich L.A. gar nicht verlassen.
Frühstück in der Deli-News Parallelwelt
Die Reise war sogar recht einfach: Per U-Bahn und Bus ging es in Richtung Studio City, wo sich neben den Universal Studios auch die Warner Brother Studios befinden – und letztere waren mein heutiges Tagesziel. Ziemlich früh machte ich mich auf dem Weg, was sich ausnahmsweise mal ausgezahlt machte: Mein geplanter Bus fuhr mir nämlich vor der Nase weg. Und trotz Großstadt kam der nächste erst in 40 Minuten – Zeit also für eine kleine zweite Frühstückspause, die ich im Bürokomplex von CBS einlegte. Als ich hier im Café saß und mein Croissant verdrückte, fühlte ich mich doch sehr an das gute „Deli News“ erinnert: Lauter Angestellte – mal schick, mal locker gekleidet und alle erkennbar an ihren Mitarbeiter-Ausweisen – hechten wie verrückt ins Geschäft, um schnell ihren Kaffee und ihr Frühstück zu kaufen. Verdächtige Parallele: Es gab sogar einen sehr auffälligen und bunten Verkäufer, der bei jedem Gast einen Spruch loswerden musste. Fehlte noch einer, der den Stempel jongliert.
Hollywood hautnah
Nach dieser kleinen Attraktion ging es dann aber endlich wirklich los. Kaum an den Studios angekommen, durfte ich auch bereits die Tour starten. Nach einem Einführungsfilm sammelte sich eine kleine Gruppe, mit mir und dem Fahrer nur 13 Personen, an dem kleinen Caddy, mit dem es jetzt über das gesamte Studiogelände ging. Zuerst fuhren wir die ganzen Außenkulissen ab, die teilweise sogar echte Häuser waren und den ganzen Produzenten, Autoren und Anwälten als Büros dienen. Auch der studioeigene Dschungel durfte nicht fehlen – hier wurden sämtliche Szenen in Wäldern oder Dschungeln gedreht, unter anderem die wilden Verfolgungsjagden aus Jurassic Park. Faszinierend war auch, dass es hier einen eigenen kleinen See mit Haus am See gab, der – falls benötigt – mit Badewannen-warmen und gefiltertem Wasser aufgefüllt werden kann.
Spaziergang durch Rosewood
Weiter durch das Warner Village, einem typisch Amerikanischem Straßenzug („Was hier gedreht wird, kann überall spielen“), vorbei an einem Bürogebäude, das auch mal Krankenhaus oder Flughafenterminal ist, fuhren wir jetzt in die Midwest Street, um die sich ein ganzer Stadtkern gebildet hatte. Das Kuriose: Viele der hier platzierten Häuser sehen von der Rückseite und teilweise von der dritten oder vierten Seite ganz anders aus, um sie je nach Kamerawinkel für andere Zwecke nutzen zu können. Die Rosewood High School ist so zugleich City Hall und Feuerwehrwache. Und das Haus von Emily aus „PLL“ hat im Garten die Hütte der Hastings stehen, der wiederum direkt das Hastings-Haus gegenübersteht. Hier haben die meisten Häuser sogar einfache Innenkulissen, die jedoch meistens noch nicht einmal aus Holz, sondern aus Papier, Plastik oder Styropor bestehen.
Superhelden und Harry Potter
Nur einen Straßenzug weiter ist man plötzlich in New York City oder alternativ Chicago, und direkt daneben befindet sich Paris. In dieser französischen Straße liegen wiederum aber auch die mysteriöse Psychatrie aus „PLL“ oder der Club aus „The Mentalist“. Nach noch vielen weiteren Außenkulissen, die für unzählige verschiedene Filme und Serien genutzt werden, gab es einen kleinen Zwischenstopp in einer Ausstellung. Im Erdgeschoss gab es allerhand Kostüme und Requisiten aus den neuesten DC-Filmen „Batman v Superman“ und „Suicide Squad“ zu sehen, während es im ersten Stockwerk um „Harry Potter“ ging – verglichen zu den Studios in London war das natürlich nichts.
In den Originalkulissen
Die letzten Punkte der Tour waren dann noch einmal der Blick in eine Soundstage, also einer Halle für Innenkulissen. Hier konnten wir sogar eine aktuell für die Serie „The Fosters“ genutzte Kulisse bewundern und staunen, wie groß die Kulissen teilweise sind – Kameras und Beleuchtung müssen schließlich Platz haben. Lustig ist es auch anzusehen, dass man vom Erdgeschoss ins erste Stockwerk ohne Treppen gelangen kann – denn beide Kulissen stehen nebeneinander. Der Kontrast zu solch großen Kulissen für Drama-Serien sind die kleinen Ein-Zimmer-Kulissen für Sitcoms. In der „Stage 48“ konnte man sich unter anderem die Originalkulissen aus „Friends“ und „Two and a Half Men“ ansehen. Gleichzeitig wurde hier noch einmal der Weg von der Idee eines Films bis zum Endprodukt im Kino erklärt. Ein großes Thema waren natürlich auch Spezialeffekte: Während man erfuhr, mit welchem Aufwand zum Beispiel „Gravity“ oder „Der Hobbit“ gedreht wurden, war es auf der anderen Seite verblüffend zu sehen, welche Szenen aus z.B. „Harry Potter“ tatsächlich im Studio gedreht wurden, obwohl sie später in der Natur spielen. Gute Special Effects fallen eben nicht auf.
Zu Gast in einer Talkshow?
Nach der Studio-Tour gönnte ich mir noch mein erstes Gericht vom „Secret Menu“ bei „In-N-Out“ – den mir häufig empfohlenen „Double Double Animal Style“. Und ich muss sagen: Mir wurde nicht zu viel versprochen. Genau das gleiche galt für den Milkshake, den ich danach noch als Dessert genoss. Vom ganzen Hinter-die-Kulissen-Gucken hatte ich dann die spontane Idee, nach Tickets für die Aufzeichnung einer Late-Night- oder Talkshow zu gucken. Für Conan O’Brien war leider alles ausgebucht, Ellen ist gerade auf Promo-Tour für Dori – aber bei James Cordon konnte man sich für heute Abend tatsächlich noch auf die Warteliste setzen lassen. Leider gab es keine weitere Rückmeldung mehr, weshalb ich meine Pläne auf Kino änderte und mir „Now You See Me 2“ ansah. Mit fast 15 USD Eintritt und noch einmal 10 USD für Popcorn und Cola kam mir Kino in Deutschland plötzlich günstig vor.