Mit dem Foto oben auf der Brooklyn Bridge läute ich die USA-Durchquerung dann mal offiziell ein. Das Endfoto muss entsprechend natürlich auf der Golden Gate Bridge entstehen. Bis dahin sind es allerdings noch einige tausend Kilometer und einige Wochen – heute auf der ersten Etappe kam ich dem Ziel aber immerhin etwas näher.
New York ist überraschend fahrradfreundlich
Los ging es pünktlich um 9 Uhr morgens, nachdem ich am Tag vorher die Route geplant und am Morgen noch schnell die letzten Sachen eingepackt hatte. Die ersten Kilometer führten mich über einen von der Straße seperierten Radweg durch Brooklyn, bevor nach wenigen Kilometern bereits das erste Highlight und der eigentliche offizielle Startpunkt folgten: Die Brooklyn Bridge. Auch hier genießt man als Radfahrer einen eigenen Radweg – überhaupt war New York City mit den Radwegen und -spuren auf den Straßen sehr fahrradfreundlich.
„All that way? Alone? With that bike?“
Als ich Touristen gefragt habe, ob sie von mir ein Foto schießen können, folgte natürlich auch direkt die Frage, wo es hingeht – und als ich erklärt habe, dass ich mit dem Rad alleine nach San Francisco fahre, guckte ich nur in erstaunte Gesichter. Ein weiteres Highlight folgte ebenfalls auf der Brücke: Kurz vor der Abfahrt kam mir ein Radfahrer auf dem gleichen Rad entgegen – „Nice bike!“
Engstelle
Es folgten die letzten Kilometer durch Manhattan, ehe es per Fähre rüber nach Jersey City ging. Hier wehte direkt ein ganz anderer Wind: Die Straßen waren wie leergefegt, die Häuser weitaus kleiner und das Feeling eher wie in einer Kleinstadt. So ließen sich die ersten Kilometer in New Jersey sehr einfach und angenehm zurücklegen – bis plötzlich zwei Brücken anstanden. Die Straßen wurden plötzlich breit, schnell und vor allem stark befahren. Es gab zwar eine Art Fuß-/Radweg, der war aber so schmal, dass mir niemand hätte entgegenkommen dürfen. Höhepunkt war, als der Radweg vor einer Abfahrt plötzlich endete und ich quasi in einer Kurve die schnell befahrene Abfahrt überqueren musste – aber zum Glück überlebt habe.
Zum Glück sind die Straßen in den USA so breit
Damit hatte ich aber auch den schlimmsten Part der Etappe hinter mir. Generell lässt es sich hier in den USA bisher sehr gut fahren – auch auf der Straße. Meistens sind die Straßen zweispurig oder haben zumindest einen sehr breiten Seitenstreifen, und vielerorts gibt es tatsächlich Radspuren. Daneben überholen die Autos immer großzügig und lassen einen manchmal auch vor. Gehupt haben bisher nur Leute, die mich anscheinend anfeuern wollten.
Und plötzlich: Natur
Weiter ging es durch das Stadtzentrum von Newark, wo es nichts besonders sehenswertes gab. Hinter Newark wurde es wieder etwas suburbaner und leerer auf den Straßen. In einem Park machte ich eine kurze Pause, hier gab es sogar eine saubere öffentliche Toilette. Einige Kilometer später in Union folgte dann eine Überraschung: Meine Route ging tatsächlich über einen Radweg mitten durch einen Wald – vorbei an Seen und entlang einem kleinen Fluss. Das war das erste Mal, dass ich seit New York richtige freie Natur gesehen habe.
Auf zum East Coast Greenway
Leider hieß es in Cranford bereits, sich wieder auf normale Straßen zu begeben. Es folgten einige nicht ganz so spannende Kilometer bis Middlesex, auf denen es eigentlich immer nur geradeaus ging – wobei die Gegenden eigentlich sehr gemütlich aussahen und es sich sehr gut rollte. Das Wetter spielte auch perfekt mit, das Garmin zeigte durchgehend über 22 Grad an. Gefühlt wurde es mit der Zeit aber doch immer wärmer. Umso erfreuter war ich, vor South Bound Brook auf den ECG – den East Coast Greenway einzubiegen.
Dreckiges Rad trotz gutem Wetter
Diesem Radweg folgte ich zwar teilweise schon etwas länger, aber hier beginnt ein kilometerlanger Abschnitt, der als Radweg immer entlang des Milestone River und des Delaware and Raritan Canal führt – meist am letzteren. Erster kleiner Schock: Der ist ja nur geschottert. Doch der Schotter war glücklicherweise meist recht fein und die Marathon-Mäntel eigentlich darauf ausgelegt. Landschaftlich war die Route wunderschön und sehr gut zu fahren. Der einzige Nachteil: Der rötliche Schotter war sehr trocken und wirbelte eine Menge Staub auf, die ich eben erst einmal fein säuberlich wieder von Rahmen, Felgen und Taschen geschrubbt habe.
Straßenfest in Princeton
In Kingston ging es dann wieder auf die Straße, der ich bis Princeton folgte. Hier wurde es mit jedem Meter voller – der Grund war auch schnell klar: Die Straße war einen Block gesperrt und die Stadt oder/und die Uni feierten ein großes Straßenfest. Meine eigene Umleitung führte mich dann sogar direkt über das Campus-Gelände. College-Besichtigung: Check.
Auf der Suche nach Essen
Es folgten wieder sehr ländliche Abschnitte, teilweise mit Siedlungen aus schicken Einfamilienhäusern oder Villen. Mittlerweile war es bereits Nachmittag und ich hatte immer noch nichts zu essen gefunden – außerdem ging mein Wasser-Vorrat zu neige. Es kam und kam aber nichts, was mich auch ansprach (eigentlich wollte ich vor allem irgendwas Fast-Food-mäßiges ausprobieren). Irgendwann tauchte auf der linken Seite ein niedliches kleines Diner auf, das ich sofort ansteuerte.
Eiswürfel in der Trinkflasche
Mein Magen durfte sich freuen über: Einen leckeren Hot-Dog (kann man das noch so nennen?) mit paniertem Hähnchen, Süßkartoffel-Pommes und Farmersalat. Alles in dem Hot-Dog-Brötchen, siehe Bild. Auch hier gab es wieder eine kleine Gesprächsrunde über meine Tour. Meine Trinkflaschen wurden auch noch kostenlos mit Leitungswasser aufgefüllt – sogar mit Eiswürfeln!
Mit neuer Kraft weiter durch Trenton
Ab jetzt hatte ich auch wieder Kraft in den Beinen. Es war etwa 16:30 Uhr, als ich wieder losfuhr, und so plante ich, mir gegen 18 Uhr einen Platz zum Schlafen zu suchen. Ich kam aber schneller voran als gedacht, weshalb erste Motel-Überlegungen wieder zurückgestellt wurden. In Trenton überquerte ich dann den Delaware River – zu Fuß, über die Brücke musste man schieben.
Fast Food-Drive Ins überall
Ab jetzt wurde es von Kilometer zu Kilometer immer ungemütlicher, denn die Straße entwickelte sich zur stark befahrenen und mehrspurigen Zubringer-Straße. Aus den schicken Einfamilienhäusern wurden diese riesigen Zentren, an denen sich alles befand: McDonalds, Subay, Dunkin Donuts, Wäscherei, Tankstelle, Büros und und und – eben so, wie man es aus den ganzen Filmen kennt. Und von diesen Zentren reihte sich eins ans nächste – nur Motels gab es nirgendswo, obwohl die da perfekt ins Bild gepasst hätten. Ich googelte zwischendurch also immer wieder und überlegte mir dann, dass ich auch Campen könnte.
Die schwierige Suche nach einem Schlafplatz
Es war aber gar nicht so einfach, einen Platz dafür zu finden – und wild campen wollte ich in dieser dicht besiedelten Gegend und am ersten Tag auch noch nicht direkt. Es blieb mir also noch ein Park übrig, zu dem ich dann fuhr. Leider hätte ich auch hier nicht legal campen können. Dafür gab es hier in der Nähe noch ein Motel, in das ich jetzt abgestiegen bin. Ganz klassisch wie im Roadtrip-Movie. Dank Erdgeschoss-Zimmer konnte ich das Rennrad sogar direkt hineinschieben.
Weiter nach Philadelphia
Morgen geht es nach Philadelphia, wo ich mir bereits eine Airbnb-Unterkunft gebucht habe. Da ich heute ja bereits einige Kilometer reißen konnte und es nicht mehr weit ist, habe ich morgen Nachmittag auch noch genug Zeit, mir die Stadt anzusehen.
Die Tour auf Strava
4 Antworten auf „Die erste Etappe“
Hi Max, alles Gute für deine Tour. Wo kann man die Tageskilometer sehen?
Hals und Beinbruch!
Hi Rafael, danke! Unten im Post habe ich die Etappe auf Strava verlinkt – da kannst du quasi die gesamte Etappe noch einmal nachverfolgen ;)
Wie oft machst du zwischendurch halt für eine Foto-Pause? Oder sind dass tatsächlich die einzigen Pausen/Fotos?
Die meisten Fotos entstehen tatsächlich während der Fahrt, aber für schöne Motive mache ich auch mal Halt. Bin ja schließlich auch hier, um etwas zu sehen ;)