Heute hieß es: Goodbye Pennsylvania, hello Ohio. Der Schritt in den mittleren Westen gelang dank Rückenwind sogar sehr komfortabel.
Raus aus Pittsburgh
Nach einer zum Glück katzenlosen Nacht (die Katze meines Hosts wurde mir dann doch sehr nervig und ich sehr paranoid) ging es noch bei frischen Temperaturen gegen neun Uhr wieder aufs Rad. Die Sonne schien herrlich und Pittsburgh schien an diesem Sonntagmorgen noch zu schlafen. So rollte es sich eigentlich ganz gut wieder raus aus der Stadt.
Zündungsprobleme
Trotzdem wollte ich irgendwie nicht so richtig zünden: Der Hintern hatte sich zwar gut erholt, aber ein bisschen bemerkbar machten sich ein paar Stellen trotzdem. Daneben war mir kalt, mein linkes Knie fing plötzlich an zu schmerzen und landschaftlich war die Route 51, die mich die ersten Stunden begleiten sollte, auch alles andere als ansehnlich. Die mehrspurige (aber immerhin leere) Straße führte durch Industriegebiete aus der Stadt.
Volle Kraft voraus
Das Blatt wendete sich dann schlagartig mit dem ersten richtigen Anstieg kurz vor Crescent. Plötzlich war ich wieder komplett gefordert und mein Körper schien sich hier richtig kalibrieren zu können. Sämtliche Schmerzen waren plötzlich weg, die volle Kraft in den Beinen wieder da und ich sprudelte quasi nur so vor Motivation. Manchmal braucht man eben etwas, um wieder in den Rhythmus zu finden.
Der Start in den mittleren Westen
Zusätzlich hatte ich das Gefühl, Rückenwind zu haben – zumindest ging es jetzt ziemlich schnell und einfach voran. Das nutzte ich aus und riss die ersten 50 Kilometer im Schnelldurchlauf ab. Nach der Überquerung des Ohio River gab es dann in Rochester erst einmal ein kleines zweites Frühstück. Auch die nächsten Kilometer vergingen wie im Flug und so erreichte ich ziemlich fix die Landesgrenze von Ohio. Glücklicherweise wurde die Straße jetzt auch immer leerer und mit nur noch einer Spur pro Richtung wieder etwas normaler.
20 Kilometer nur geradeaus
Die Landschaft änderte sich jetzt tatsächlich auch immer mehr: Es gab immer weniger Wälder und vermehrt Felder, außerdem wieder viele Farmen. Die Straßen hatten jetzt auch kaum noch größere Berge zu umfahren und verliefen also einfach geradeaus. So hatte ich heute sogar einen Abschnitt dabei, der 20 Kilometer nur geradeaus Richtung Westen verlief – aber im Höhenprofil doch einige Hügel anzubieten hatte. Langweilig wurde mir also nicht. Das war schon mal ein kleiner Anriss von dem, was mich im weiteren Verlauf im mittleren Westen noch so erwarten wird. Auch die ersten Ölpumpen habe ich heute auf den Feldern gesehen – aber keine war in Betrieb. Dafür herrschte umso mehr Betrieb in den Gärten: Sonntag scheint hier der Rasenmäh-Tag zu sein. Verwundert war ich auch darüber, wie viele Läden heute ganz normal geöffnet hatten – selbst auf den kleinen Dörfern.
Wieder einmal auf Übernachtungs-Suche
Da ich so gut vorankam hatte ich um 15 Uhr bereits die 120 Kilometer-Marke geknackt. Ich wollte aber die guten Umstände ausnutzen und gucken, wie weit ich noch komme. Entsprechend hatte ich auch noch keine Unterkunft für heute organisiert. Irgendwann gegen 16:30 Uhr und nach fast 160 Kilometern wurden die Beine dann doch müde und ich hielt kurz an, um mir einen Plan zu überlegen: Entweder ich könnte jetzt jemanden fragen, ob ich bei ihm im Garten zelten kann, oder ich könnte wildcampen. Zur Sicherheit wollte ich auch noch einmal einen Blick auf Warmshowers werfen.
Suppe und Lagerfeuer
Und tatsächlich gab es nur einige Kilometer entfernt direkt an meiner Route einen Eintrag. Ich rief sofort an und fragte, ob ich im Garten campen darf – Tom und seine Frau luden mich sofort ein. Ich wurde herzlich empfangen und nach einer wohltuenden Dusche auch noch mit Suppe und Brot versorgt. Am späteren Abend kamen sogar noch Tom und Julias Tochter sowie weitere Bewohner des großen Hauses nach draußen für ein Lagerfeuer, wo wir lange zusammensaßen und über alles quatschten. Mit all dem hatte ich ein paar Stunden eher noch nicht gerechnet und ich bin wahnsinnig froh und dankbar, dass aus so einer spontanen Aktion noch so ein toller Abend geworden ist.
@Tom and Julia: Thank you again for letting me camp in your wonderful garden and for your great hospitality! I still don’t know what to say. I really enjoyed meeting you and all the other ones. Hope to hear from you again soon!
Die Etappe auf Strava
Eine Antwort auf „Auf nach Ohio“
Hee Max, da bist Du ja fast an unserem neuen Firmensitz (Diebold-Nixdorf) in North Canton! Have fun! Wünsche Dir immer genug Luft im Reifen und in den Lungen. :-) VG Andreas