Einen kleinen Nagel im Kopf bedarf es schon für diese Tour, aber was tut man nicht alles, um auf Strava die „August Gran Fondo“ abzuschließen. Mehr als 3000 hm bei über 30 °C und die entsprechende Vorbereitung erfahrt ihr in diesem Artikel.
Planung – Die Strecke
Gleich vorweg: Die Strecke ist nicht auf meinem Mist gewachsen – schade eigentlich. Vielmehr fand ich die Strecke als Aktivität auf Strava und von dem Zeitpunkt an war es um mich geschehen. Das Ding musste ich auch durchziehen!
Planung – Die Ausrüstung
Mehr oder weniger unvorbereitet ließ ich die Tour auf mich zukommen, am Abend vor dem Start ergriff mich dann allerdings doch eine leichte Panik. Ich erinnerte mich an meine schmerzlichen Erfahrungen im Extertal und das Gefühl, halb verdurstet durch die pralle Sonne zu fahren. So sollte es diesmal ganz bestimmt nicht werden.
Also schnell die Satteltasche ausgekramt und drei verschiedene Energieriegel, ein Tütchen Salz für die Trinkflaschen und Sonnencreme eingepackt. Mehr braucht es nicht.
Planung – Die Durchführung
Ich rechnete mit einer sehr anstrengenden Tour, auch der Wetterbericht wollte mir nicht unbedingt Mut zusprechen, denn er prophezeite angenehm heiße 35 °C – wie die sich auf dem Rad anfühlen, weiß wohl jeder Rennradfahrer. Daher teilte ich mir die Strecke in 50 km-Abschnitte ein, zu dessen jeweiligem Ende ich mir vornahm, beide Trinkflaschen ausgetrunken zu haben und sie an einer Tankstelle, verbunden mit einem Rast, wieder aufzufüllen. Verpflegungsstationen sind im Kalle- und Extertal so eine Sache für sich, daher kamen nur die größeren Ortschaften für einen Rast in Frage. In meinem Fall Kalletal-Hohenhausen, Extertal-Bösingfeld und Blomberg.
Auf dem Weg zum ersten Tankstopp
Ich startete früh, zwar nicht ganz so früh, wie ich mir vorgenommen hatte, aber 08:30 Uhr am Wochenende ist für meine Verhältnisse noch recht früh. Der erste ernstzunehmende Anstieg an der Burg Sternberg bereitete mir keine Schwierigkeiten. Lediglich das geringe Tempo, das ich mir vorsorglich auferlegt hatte, gefiel mir nicht. Aber die Körner wollten weise eingeteilt werden.
Also hoch zur Burg Sternberg, rüber nach Göstrup, Lüdenhausen hin nach Hillentrup, wo es dann endlich ernstzunehmende Serpentinen zu erfahren gab. Kaum war diese Steigung überwunden, so ging es eigentlich nur noch bergab nach Kalletal-Hohenhausen, wo ich auch schon die erste Pause einlegte. Die Trinkflaschen hatte ich entgegen aller Vorsätze nicht mal ansatzweise geleert. Trotzdem wurden die Flaschen mit Wasser und einer Prise Salz aufgefüllt, ein Riegel eingeworfen und ein Status an die Daheimgebliebenen abgeschickt, ehe es weiter ging.
Auf dem Weg zum zweiten Tankstopp
Direkt hinter der Tankstelle auf dem Weg nach Heidelbeck warteten weitere knackige 100 hm. So kurz nach der Pause machte mir das gar keinen Spaß, der lange und beständige Abstieg dafür umso mehr. In Heidelbeck angekommen überraschte mich eine Sperrung der Straße nach Silixen, genau dahin wollte ich aber. Kurzerhand fasste ich die Entscheidung, an der Hinweistafel vorbeizufahren und es auszuprobieren. Mit dem Rad kommt man schließlich meistens überall durch. Zu meiner Überraschung war die Baustelle bereits fertig und ich konnte ungehindert den Anstieg und die darauf folgende Abfahrt nehmen. So langsam stiegen aber auch die Temperaturen an. Zuvor war es mit knapp 25 °C noch angenehm kühl. Diese Kühle wich nun aber warmen Fahrtwind, der mich gleichermaßen fasziniert wie ekelt.
An den folgenden Abschnitt über Wannenkamp, Rott (mit der 17%-Steigung „Am Hang“) bis Grupenhagen habe ich fast keinerlei Erinnerung. Es war ohne Schatten in der prallen Sonne einfach nur eine Tortur, die ich aber insgeheim gesucht habe. Mit der passenden Unterhaltung im Kopfhörer ist schließlich alles machbar. Meist höre ich Podcasts aus dem WDR-Hörfunk, so lernt man nebenher noch etwas.
Angekommen in Bösingfeld suchte ich den nächsten Laden mit gekühlten Getränken auf. Dies war ein Bäcker, der leider nur Wasser mit Kohlensäure zum Apothekenpreis im Angebot hatte. Aber es blieb keine Wahl, die Flaschen waren leer. In dieser Pause cremte ich mich wieder mit Sonnencreme ein, da die erste Schicht von zu Hause sicherlich bereits vom Schweiß entfernt wurde. Einen Sonnenbrand wollte ich aber nicht riskieren, schließlich reagiert der Körper darauf mit unmittelbarem Leistungsverlust.
Auf dem Weg zum dritten Tankstopp
Ab jetzt befuhr ich Neuland. Die Strecke nach Bad Pyrmont bin ich noch nie mit dem Rad gefahren, was mich also umgehend wieder aus der Trance holte, in die ich während der zweiten Phase verfallen war. Der Anblick des AKW Grohnde in der Ferne erweckte Neugier und leichtes Unwohlsein zugleich. Jedenfalls steht fest, dass ich demnächst mal nah an das AKW fahren werde, um es einfach mal von Nahem gesehen zu haben. Dieser neue Streckenabschnitt war landschaftlich sehr ansprechend, dafür aber wenig fordernd, worüber ich mich nicht beschweren wollte, schließlich quälte der Anstieg von Lügde nach Eichenbruch umso mehr. Brutal heiß: In greller Sonne, und alles tropfte von mir herab auf das arme Canyon. Ich glaube, es braucht für die nächsten Jahre keine Sonnencreme mehr :)
In Blomberg wurde dann zum letzten Mal Rast gemacht und der Heimweg angepeilt, allerdings nicht ohne die Tour mit einem Besuch beim Onkel Hermann zu krönen. Der Anstieg dort vom Schling aus war nicht unbedingt angenehm, aber dennoch machbar.
Interessant war das Gefühl, das sich in mir breit machte. Es war eine Mischung aus Erschöpfung und Wachheit im Geiste, sodass ich meinen Beinen einfach hätte befehlen können, weiter zu fahren. Zwischenzeitlich im Extertal verhielt es sich genau andersherum: Im Kopfe total abgeschaltet und die Beine strampelten unermüdlich.
Da es aber schon spät war und ich das heimische Grillfleisch schon förmlich schmecken konnte, fuhr ich den Weg durch die Detmolder Innenstadt nach Hause!
Die Tour auf Strava