In meinem Kalender stand er noch ganz groß: Der Termin für den Spreewald-Marathon, der am Samstag hätte stattfinden sollen. Trotz Event-Absage ging es für mich erstmals in diese Ecke Brandenburgs – nun eben solo.
Vorweg sei gesagt: Viel Aufregendes ist mir nicht passiert, aber die Landschaft war einfach zu schön, als dass ich nicht wenigstens einen kleinen Bericht mache. Es folgen also viele Bilder und etwas weniger Text als üblich.
An vielen großen Rad-Events habe ich bisher nicht teilgenommen, aber wenn doch, dann war mir meist zu viel los. Ich fahre gerne für mich alleine oder in kleinen Gruppen, Burning Roads bleibt da zum Beispiel ein sehr positives Beispiel. Eine Ausnahme sollte dieses Jahr der Spreewald-Marathon sein. Nun kam Corona und damit die Event-Absage – eigentlich ganz passend für mich, denn statt mich in lange Schlangen vor Verpflegungs-Stationen zu stellen, nahm ich eine Runde in den Spreewald nun auf eigene Faust und im Selbstversorger-Modus auf. Das Ziel: Die 200 Kilometer des Spreewald-Marathons voll machen und keinen Supermarkt anfahren.
Das Wetter begrüßte mich an diesem Tag schon einmal mit strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und auch bereits morgens schon Armlinge wärmenden Temperaturen, so dass diese eigentlich recht schnell in der Trikottasche verschwanden. Um kurz nach neun rollte ich raus aus der Stadt und ich musste nicht lange warten, ehe Komoot mich direkt auf eine mir noch nicht bekannte Strecke führte – und das parallel zur Hausrunde. Meine Liebe zu dieser App wächst mit jeder Tour.
Überhaupt muss ich an dieser Stelle mal ein großes Lob an Komoot loswerden. Seit letztem Jahr nutze ich das Tool recht intensiv, um alle Strecken abseits der Hausrunde zu planen. Selbst kurze Gravel-Abenteuer in der direkten Umgebung erstelle ich jetzt nur noch mit der App aus Potsdam. Die Community-Highlights sind einfach Gold wert und das Routing führt einen auch ohne Einschreiten eigentlich immer über fantastische Strecken. So entdeckte ich erst vor Kurzem neue Strecken in nächster Nachbarschaft zu meinen bekannten Routen, die wunderbar ruhig und schön sind. Warum kannte ich diese Nebenstraßen all die Jahre nicht? Das Entdecken neuer Wege macht mir aktuell auf dem Rad am meisten Spaß und hat bei mir eine ganz neue Flamme zum Radfahren entzündet. Auf der heutigen Runde in den Spreewald sollte es nicht anders sein.
So nutzte ich erst ein erst letztens entdecktes Stück Wirtschaftsweg zwischen Nunsdorf und Gadsdorf, auf dem kaum Autos unterwegs sind und man abgesehen von ein paar Schlaglöchern wunderbar rollen kann – mit tollem Ausblick auf die kleinen Hügel. Das ist übrigens der große Vorteil an den Community-Highlights: Man sieht meist schon auf Bildern, worauf man sich beim Planen einlässt. Bereits hier fühlte ich mich wie im Urlaub. Fernfahrts-Gefühle kamen auf. Auf Höhe von Luckenwalde geriet ich ganz unverhofft auf die ersten Pisten von Flaeming-Skate, auf denen es sich immer wunderbar fahren lässt. Ich genoss die Strecke in vollen Zügen und die Kilometer verflogen nur so.
Spätestens jetzt befuhr ich mal wieder Neuland: In diese Ecke südöstlich von Berlin bin ich tatsächlich bisher nie so weit vorgedrungen. Dabei liegt mit dem Spreewald Gutes doch so nah. Entsprechend durchrollte ich ein mir fremdes Dorf nach dem Nächsten. Zwischendurch die schönsten Radwege an Landstraßen oder mitten durch den Wald auf ewig langen Teer- oder Pflasterstraßen. Die Zeit verging wie im Flug und ehe ich mich versah rollten meine Laufräder bereits auf „Deichen“ zwischen Kanälen und später der Spree.
Diese führten mich direkt nach Lübben, der Haupstadt des Spreewalds. Hier war trotz Ausgangssperre recht viel los und so versuchte ich eigentlich nur, möglichst schnell wieder aus der Stadt zu fliehen. Nach ein paar Dörfern wurden die riesigen Familien auf Wochenendausflug und die Rentner auf ihren E-Bikes auf den Radwegen auch wieder weniger und ich konnte ganz in Ruhe einen komplett frisch geteerten Radweg durch einen endlosen Wald genießen.
Danach folgten eher weniger spannende Abschnitte der Route, vor allem machten sich meine Beine nach der vielleicht etwas zu schnellen ersten Hälfte nun im Wind auch wieder bemerkbar. Dennoch blieb genügend Energie, um die schöne Strecke um den Köthener See und den anschließenden Anstieg zu genießen. Hinter Halbe folgten dann ebenfalls wieder kilometerlange ruhige Radstrecken – sozusagen „Fake“-Fahrradstraßen, da sie keine offiziellen Schilder trugen. Teilweise kannte ich einige Abschnitte dieser wunderschönen Rad-Autobahn schon, doch so richtig genießen konnte ich sie mit den schweren Beinen heute nun nicht mehr.
Und so kämpfte ich mich noch wenigstens durch die Rapsfelder um Mittenwalde herum bis nach Mahlow durch, wo mein Garmin mir die 200 Kilometer anzeigte und mein Semesterticket im Trikot quasi vibrierte. Die Distanz habe ich voll gemacht, die Runde nicht ganz – zu groß ist die Versuchung mit dem ABC-Ticket inklusive Fahrradmitnahme. Vielleicht sollte ich einfach demnächst das Ticket mit Absicht zu Hause vergessen. Eine Sache, die ich definitiv nicht noch einmal im April vergessen sollte: Sonnencreme.
Fazit: Im Südosten und besonders im Spreewald gibt es noch viel mehr Ecken zu entdecken, darauf freue ich mich jetzt schon. Zum Glück darf man ja aktuell noch mit seinem Rad raus, bei genügend Zeit und gutem Wetter werde ich sicherlich noch einmal einen kleinen Spreewald-Marathon in Eigenregie starten.
Die Tour auf Strava und auf Komoot (inklusive aller oben genannten Highlights)
Eine Antwort auf „Spreewaldmarathon – Corona-Edition“
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